Vierzügigkeit an der Realschule: Land und Bezirskregierung kündigen Ablehnung an
Die Realschule Steinhagen soll dauerhaft vierzügig werden – da sind sich in Steinhagen alle einig. Deshalb hat die Gemeinde Steinhagen dies bei der Bezirksregierung beantragt. Nun, rund 6 Wochen später, kündigt die Bezirksregierung die Ablehnung des Antrages an.
Termin in Detmold
Kurzfristig hatte die Bezirksregierung am Mittwoch zum Gespräch nach Detmold eingeladen. Doch von einem Gespräch kann eigentlich kaum die Rede sein. Die Bezirksregierung habe unseren Antrag mit einer ablehnenden Stellungnahme versehen an das Ministerium gesandt. Dies wolle die Ablehnung mittragen. Zunächst solle aber erst einmal ein Gespräch geführt werden.
Gründe für die Ablehnung
Es waren mehrfache Nachfragen nötig um zu erfahren, was eigentlich der Grund für die geplante Ablehnung ist. Die Bezirksregierung sehe das Bedürfnis für eine Mehrzügigkeit nicht. Die Schülerinnen und Schüler aus Steinhagen und Halle, die an der Realschule abgelehnt werden müssten, könne man auf freie Plätze an Bielefelder Realschulen verweisen. Außerdem müsse man die Gesamtschule Halle schützen und eine Vierzügigkeit würde einen Mehrbedarf an Personal verursachen.
Argumente sind nicht nachvollziehbar
Die Argumente gegen die Vierzügigkeit sind für mich nicht nachvollziehbar. Die Realschule Steinhagen agiert durch die Bildung von Mehrklassen faktisch seit mehreren Jahren vierzügig. Das entsprechende Personal ist daher bereits vorhanden.
Der Verweis auf die vielen freien Plätze an Bielefelder Realschulen regt zum Nachdenken an. Tatsächlich sind wohl rund 100 Plätze an Realschulen in der Nachbarstadt frei. Das liegt daran, dass in diesem Jahr an 3 Bielefelder Realschulen Mehrklassen gebildet worden sind – trotz übriger freier Plätze im Stadtgebiet! Der Bielefelder Presseberichterstattung ist zu entnehmen, diese Mehrklassen seien gebildet worden, weil es nicht zumutbar sei, Kinder aus dem Bielefelder Norden an eine Realschule im Bielefelder Süden zu verweisen. Wie kann es dann zumutbar sein Kinder aus Steinhagen und Halle nach Bielefeld zu schicken?
Und wie steht es eigentlich um den Schutz der Gesamtschule Halle, wenn man doch schon jetzt davon ausgeht dass die abgelehnten Schülerinnen und Schüler nach Bielefeld auspendeln werden?
Wie geht es jetzt weiter?
Eine schriftliche Ablehnung liegt uns noch nicht vor. Bis das der Fall ist werden wir alle Hebel in Bewegung setzen um auch beim Schulministerium noch einmal unsere Argumentation zu stärken. Dafür braucht es unbedingt auch die Unterstützung von Politik, Eltern und Schülerinnen und Schülern. Schreiben Sie an Bezirksregierung und Land, demonstrieren Sie, werden Sie laut für unsere Realschule und für eine Bildungspolitik, die nicht an der Realität vorbei handelt!
Sollte dann doch tatsächlich eine schriftliche Ablehnung kommen werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen – bis hin zur Klage.
Elterninitiative organisiert Demo
Inzwischen hat die Elterninitiative Steinhagen e.V. für Mittwoch, den 26. April ab 15 Uhr eine Demonstration an der Realschule organisiert. Viele Familien haben bereits Plakate gemalt, um ihren Unmut über die Entscheidung der Bezirskregierung kund zu tun.
Vielleicht gibt es bis dahin ja schon neue Informationen – eine schriftliche Entscheidung von Bezirksregierung oder vom Land liegt schließlich noch nicht vor.
Update: Brief an das Schulministerium
Mit der angekündigten Ablehnung geben wir uns nicht zufrieden. Daher habe ich einen Brief an Schulministerin Dorothee Feller geschrieben, die selbst im vergangenen Jahr an der Realschule Steinhagen zu Gast war und diese besichtigt hat.
Beste Bildung ist die Grundlage für die Zukunft unserer Gesellschaft.
Wenn Schülerinnen und Schüler an der Schulform ihrer Wahl abgelehnt werden müssen, dann kann dies nicht im Sinne bester Bildung sein.
Wenn Schülerinnen und Schüler an einer der wenigen Schulen, die über ausreichend räumliche und personelle Kapazitäten verfügt, abgelehnt werden müssen, dann kann dies nicht im Sinne bester Bildung sein.
Wenn Schülerinnen und Schüler einen längeren Schulweg in Kauf nehmen müssen, weil eine bürokratische Entscheidung dem Besuch der Schule am Wohnort im Wege steht, dann kann dies nicht im Sinne bester Bildung sein.
Sehr geehrte Frau Ministerin Feller, ich bitte Sie eindringlich darum, alle Möglichkeiten zur Genehmigung der dauerhaften Vierzügigkeit an der Realschule Steinhagen auszuschöpfen. Selbstverständlich ist es Aufgabe des Schulministeriums und des Landes NRW das große Ganze, die gesamte Bildungslandschaft im Land Nordrhein-Westfalen im Blick zu haben. Doch in dieser Sache hat das Schulministerium die Möglichkeit, im Kleinen eine Entscheidung zu treffen, die den vielen Anstrengungen, vor Ort für beste Bildung zu sorgen gerecht wird.