Wie viel Licht ist nötig? Lichtemissionen verringern für ein gesundes Steinhagen
Künstliches Licht lockt Insekten an – und führt in vielen Fällen zu ihrem Tod, meist durch Überhitzung oder Dehydration. Auch andere Tiere wie Vögel oder Fledermäuse und selbst der menschliche Organismus werden von künstlichem Licht negativ beeinflusst. In Steinhagen wird zukünftig Lichtverschmutzung reduziert. Dazu hat der Bauausschuss nun ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet.
Wie viel Licht ist nötig?
Diese Frage stellten auch SPD und Bündnis90/Die Grünen mit ihrem gemeinsamen Antrag an den Bauausschuss. Die Parteien schlugen vor, Beleuchtung auszuschalten und zwar dort, wo sie nicht unbedingt benötigt wird und für einen begrenzten Zeitraum in der Nacht. Einstimmig beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, die Möglichkeiten zur Verringerung von Lichtemissionen zu prüfen.
Straßenbeleuchtung in Steinhagen
In einem umfangreichen Vortrag informierte Stefan Lütgemeier, Geschäftsführer der Gemeindewerke Steinhagen, über die Straßenbeleuchtung in der Gemeinde. Diese dient in erster Linie zur Verkehrssicherheit und trägt dem persönlichen Sicherheitsgefühl in den dunklen Stunden bei. In ihrem Ausmaß jedoch, kann Straßenbeleuchtung individuell gestaltet werden. Es bieten sich daher durchaus Möglichkeiten, unnötige Lichtemissionen zu vermeiden und somit ein Stück weit die Umwelt zu schützen.
Naturverträgliche Beleuchtung
Jede form von künstlichem Licht kann negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen haben. Ganz besonders Insekten sind die Leidtragenden, ihr Bestand ist in den letzten Jahrzehnten immens gesunken. Es gibt jedoch Mittel und Wege, künstliche Beleuchtung naturverträglicher zu gestalten. Hier kommt es besonders auf die Farbtemperatur an. Je höher der Blauanteil im Licht ist, desto schlechter ist das Licht für die Insektenwelt.
Bei Leuchtmitteln in der Farbe Amber werden sämtliche Blauanteile herausgefiltert, dieses Licht ist also das naturverträglichste – verbraucht übrigens mittlerweile nicht mehr Energie, als andere Leuchtmittel. Neben der Lichtfarbe haben auch die Bauform der Lampen und die Beleuchtungsstärke Auswirkungen auf die Umwelt. So sind pilzförmige Leuchtköpfe beispielsweise bereits aufgrund ihrer Form insektenunfreundlich, weil sie Licht nicht auf die zu beleuchtende Stelle konzentrieren, sondern breit streuen.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Es gibt eine Menge Mittel und Wege, Beleuchtung natur- und besonders insektenfreundlicher zu gestalten. Wichtig ist dass die Sicherheit nicht gefährdet wird und es sich auch um wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen handelt. Gemeinsam mit den Gemeindewerken habe ich dem Bauausschuss daher einen Vorschlag gemacht, den dieser mit breiter Mehrheit in der Sitzung am vergangenen Donnerstag angenommen hat.
Das heißt:
1. Ab sofort werden grundsätzlich nur noch Leuchtmittel in der Farbe amber verbaut.
2. Nach und nach werden die rund 500 Lichtpunkte an Haupt- und Durchgangsstraßen mit amberfarbenen Leuchtmitteln ausgestattet.
3. Im Bereich der Nebenstraßen und Wohngebiete werden nach und nach die rund 450 Pilzleuchten ausgetauscht.
4. Einrichtung einer smarten Teststrecke: Der Fußweg am Brückhof wird smart! Die Beleuchtung dort wird mithilfe von smarten Bewegungsmeldern an Fußgänger und Radfahrer angepasst.
5. Hier wird’s dunkel: Testweise wird die Beleuchtung zwischen 22:30 Uhr und 4:30 Uhr abgeschaltet, und zwar am Sportplatz in Brockhagen, am Rathaus und auf der Strecke Geh- und Radweg Brockhagener Straße. Auch die Evangelische Kirche Steinhagen macht mit! Die Beleuchtung der Dorfkirche wird ebenfalls saisonal unterschiedlich in den Nachtstunden ausgeschaltet.