Vierzügigkeit: Wie geht es weiter an der Realschule?
Um dem großen Zulauf an der Realschule Steinhagen auch in Zukunft gerecht zu werden haben wir die dauerhafte Vierzügigkeit der Schule beantragt. Nun liegt die Entscheidung bei der Bezirksregierung. Was für eine Vierzügigkeit spricht, wie das Verfahren abläuft und wie ich die Situation bewerte – eine Zusammenfassung mit persönlichem Fazit und optimistischem Ausblick.
Was bislang geschah
Nur durch den gemeinsamen und tatkräftigen Einsatz von Politik, Eltern, Schülerinnen und Schülern und der Verwaltung konnte im letzten Jahr eine Mehrklasse an der Realschule Steinhagen erreicht werden. Alle angemeldeten Kinder konnten aufgenommen werden. In diesem Jahr stellt sich die gleiche Herausforderung. Insgesamt 113 Schülerinnen und Schüler haben sich angemeldet. Durch ein rechtliches Gutachten und eine anlassbezogene Schulentwicklungsplanung gestützt hat der Rat der Gemeinde Steinhagen einstimmig dafür gestimmt, nunmehr die dauerhafte Vierzügigkeit der Realschule zu beantragen.
Warum können eigentlich Steinhagener Kinder nicht bevorzugt werden?
Ziel der Gemeinde Steinhagen ist es, den Familien vor Ort ein bedarfsgerechtes Schulangebot bieten zu können. So soll insbesondere vermieden werden, dass Steinhagener Schülerinnen und Schüler abgelehnt werden müssen. Liegen mehr Anmeldungen als Plätze vor, dürfen aber diejenigen Kinder, an deren Wohnort es keine Realschule gibt, nicht benachteiligt werden. Das heißt, die Anmeldungen von Steinhagener und Haller Kindern landen im Lostopf. Dabei kann es passieren, dass Steinhagener Schülerinnen und Schüler an der Steinhagener Realschule abgelehnt werden müssen.
Warum eine dauerhafte Vierzügigkeit der richtige Weg ist
Obwohl die Realschule Steinhagen offiziell eine dreizügige Schule ist, arbeitet sie seit dem Schuljahr 2018/2019 faktisch vierzügig. Das liegt daran, dass bis zu zwei Jahre in Folge Mehrklassen gebildet werden können. Im vergangenen Jahr wurde dies sogar ein drittes Mal in Folge genehmigt – ein Erfolg des gemeinsamen Handelns von Politik, Verwaltung und Eltern das ein großes öffentliches Interesse ausgelöst hat.
Besteht ein überörtliches Bedürfnis an einer Viezügigkeit?
Mithilfe einer anlassbezogenen Schulentwicklungsplanung durch ein externes Büro wurde geprüft, ob es ein überörtliches Bedürfnis für eine Vierzügigkeit der Realschule Steinhagen gibt. Ein solches überörtliches Bedürfnis kann bejaht werden, wenn Elternwille und Schülerströme voraussichtlich für die nächsten 5 Jahre den Bestand eines vierten Zuges sichern. Dabei werden nicht nur die Steinhagener Schülerinnen und Schüler, sondern auch die aus den Nachbarkommunen berücksichtigt. Allein die diesjährigen Anmeldezahlen sprechen bereits dafür, dass ein solches überörtliches Bedürfnis gegeben ist. Die Realschule Steinhagen ist die einzige Realschule im nördlichen Kreisgebiet. Von den 113 angemeldeten Kindern kommen 28 aus Halle und 11 aus Bielefeld.
Stellungnahmen der Nachbarkommunen
Die benachbarten Schulträger haben die Möglichkeit, zum Antrag auf Vierzügigkeit Stellung zu nehmen. Die Stadt Bielefeld hat darauf mitgeteilt, dass keine Bedenken gegen eine dauerhafte Anhebung der Zügigkeit bestehen. Eine Stellungnahme der Stadt Halle ist bislang nicht erfolgt. Der Rat der Stadt Halle hat jedoch eine Zustimmung mehrheitlich abgelehnt, um eine Schwächung der eigenen Gesamtschule zu vermeiden.
Schadet eine Vierzügigkeit anderen Schulen in der Umgebung?
Wird die Erhöhung der Zügigkeit einer Schule beantragt ist darauf zu achten, dass eine solche Entscheidung nicht anderen Schulen in der Umgebung schadet. Aber schadet eine vierzügige Realschule wirklich der Gesamtschule Halle? Die Anmeldezahlen der letzten Jahre zeigen, dass auch Kinder aus Steinhagen die Gesamtschule in Halle besuchen. Darüber hinaus pendeln viele Haller Kinder sogar zu anderen Gesamtschulen, so haben sich in diesem Jahr 24 Kinder aus Halle an der Peter-August-Böckstiegel Gesamtschule angemeldet.
Zusammenfassung und persönliches Fazit
Die Realschule Steinhagen ist bereit für eine Vierzügigkeit. Die räumlichen, personelle und finanziellen Kapazitäten sind vorhanden. Als Bürgermeisterin ist es mir besonders wichtig, dass Steinhagener Kindern der Besuch der Steinhagener Schulen ermöglicht werden kann. Der Elternwille zeigt deutlich, dass die Realschule Steinhagen auch für Familien außerhalb der Gemeinde attraktiv ist. Ich sehe nicht, dass dadurch die Gesamtschule Halle beeinträchtigt wird. Die Stadt Halle müsste sich doch viel mehr die Frage stellen, weshalb so viele Kinder die eine Gesamtschule besuchen möchten, lieber zur auswärtigen PAB pendeln, als die Gesamtschule Halle zu wählen. Zumindest bin ich der Meinung, dass es Ziel der Stadt Halle sein muss, diese Kinder für die eigene Gesamtschule zu gewinnen, und nicht diejenigen, die sich für den Besuch einer Realschule entscheiden.
Der jährliche rege Zulauf an der Steinhagener Realschule zeigt aus meiner Sicht deutlich, dass diese langfristig vierzügig bestehen kann. Schließlich ist dies durch Mehrklassenbildung faktisch bereits seit einigen Jahren der Fall.
Der Antrag liegt nun bei der Bezirksregierung. Hoffen wir nun darauf, dass die Sicht aus Detmold eine vernünftige sein wird, die der Realität vor Ort und dem Willen der vielen Familien entspricht.